Mit einem offenen Brief protestieren Gruppen des ‚Bremer Bündnis gegen Antisemitismus‘ gegen eine für Ende März geplante Veranstaltung der „marxistischen Abendschule“ mit Norman Paech. Der Brief wurde an Verantwortliche, Medien und diverse Organisationen gesendet. Weitere Ankündigungen folgen in Kürze.
Liebe Verantwortliche der Villa Ichon,
für den 24. Mai 2012 bewirbt die Marxistische Abendschule in Kooperation mit dem Bremer Friedensforum eine Veranstaltung mit Norman Paech unter dem Titel „Menschenrechte im Dienste des Krieges“.
Als Bremer Bündnis gegen Antisemitismus sprechen wir uns mit diesem offenen Brief gegen die Veranstaltung aus. Sowohl Veranstalter_innen als auch Referent sind in jüngster Vergangenheit durch antisemitische Äusserungen und Aktionen in Erscheinung getreten.
Die letzte Veranstaltung unter Mitwirkung des Friedensforums, „Solidarität mit Palästina“ begann mit dem Aufruf, Israel abzuschaffen und endete mit Beschimpfungen einer jüdischen Besucherin, die auf den antisemitischen Anklang eines Israel-Boykotts hinwies.1
Die Nahost-Gruppe des Bremer Friedensforums propagiert immer wieder Antizionismus. Dabei kommen antiisraelische Boykottaktionen2 und Demonstrationen3 mit teils faschistischen Antisemit_innen vom Kaliber der Grauen Wölfe zustande. Das Bremer Friedensforum scheint nicht in der Lage, ihre Politik von Antisemitismus abzugrenzen. Das ist Grund genug für uns, diese Gruppe öffentlich zu kritisieren.
Im Ankündigungstext der MASch-Abendveranstaltung wird außerdem verwiesen auf die Teilnahme Norman Paechs an der Gaza-Flotille 2010 und seine Erfahrungsberichte. Seine Urteile über den Nahostkonflikt stellen eine einseitige Parteinahme für die antiisraelischen Kräfte in der Region dar – unabhängig von ihrer, teilweise explizit rechtsradikalen und antisemitischen Programmatik. Israel und seine Verbündeten werden als die einzigen Verursacher des Konflikts verurteilt.Weil sie militärisch unterlegen sind, seien die Feinde Israels irgendwie die Guten. Aber auch schwache Souveräne sind meist stark genug ihre „eigene“ Bevölkerung gewaltig zu drangsalieren. Ausserdem muss bemerkt werden, dass Israel sich seit der Gründung gegen seine Abschaffung wehrt. Antisemitische Vernichtungsdrohungen von Kriegsgegnern und Verhandlungspartnern sind keine Seltenheit4.
Wir befürchten, dass diese Veranstaltung darauf hinausläuft, sich hemmungslos über die vermeintlichen Verbrechen Israels und der USA zu empören, indem ein ehemaliger Professor für Völkerrecht und Unterstützer von Free Gaza den Ton angibt. Dass sich dabei linker Antisemitismus Bahn bricht, sollte nicht verwundern und wird von uns nicht akzeptiert.Eine Absage der Veranstaltung wäre die logische Konsequenz. Wir fordern eine Veranstaltung, bei der linke Kritik am Völkerrecht und am Antisemitismus vernehmbar ist.
Wir kritisieren außerdem die unkritische Haltung gegenüber den Diktaturen in Syrien und dem Iran. Die Linke muss sich nicht mit Staaten solidarisieren, nur weil sie vom Westen bedroht werden.
Wir wollen keinen Krieg, wir wollen auch keine Staaten, Grenzen und Völker, die diese Kriege überhaupt erst ermöglichen. Das Völkerrecht gehört kritisiert, Antisemitismus auch in der Linken bekämpft.
Sollte unsere Forderung ignoriert werden, organisieren wir parallel dazu Kundgebungen, um auf die Positionen Dr. Paechs und des Bremer Friedensforums hinzuweisen.Gezeichnet,
Bremer Bündnis gegen Antisemitismus
www.buendnis-bremen.tk